Gute Zuhörer gesucht

Die Bürgerstiftung Weimar legt ein Modellprojekt zur Nachbarschaftshilfe für ältere Mitbüger auf. Pilotvorhaben beginnt zunächst in Weimar-West. Informationsveranstaltung im Dezember.

Großeltern für junge Familien hat die Bürgerstiftung bereits gesucht. Jetzt dreht sie den Spieß um und sucht "Gute Nachbarn" für ältere Mitbürger. Das gleichnamige Pilotprojekt will zunächst in Weimar-West Isolation und Einsamkeit im Alter mildern. Denn viele Menschen ziehen sich zurück, wenn Verwandte weggezogen und Freunde verstorben sind. 

Das neue Betreuungsangebot soll dazu beitragen, dass auch ältere Menschen so lange wie möglich in der eigenen Wohnung leben können. "Dabei wollen wir keinesfalls in Konkurrenz zu Pflegediensten treten, sondern vielmehr deren Angebot ergänzen", versichert Doris Elfert, die Vorstandsvorsitzende der Bürgerstiftung. Dem Projekt liegt dabei nachweislicher Bedarf an nachbarschaftlicher Hilfe zugrunde. Prognosen zufolge sollen nämlich im Jahr 2030 bereits rund 44 Prozent der Weimarer Einwohner zwischen 64 und 85 Jahren alt sein.

Bei Spaziergängen oder Spiele-Nachmittagen, bei Einkäufen oder Arztterminen sollen die Freiwilligen die Senioren unterstützen. Auch Vorlesen oder einfach nur Zuhören sollen die Seniorenbegleiter. Für die Besuche muss kein Stundenlohn gezahlt werden. Die Betreuer erhalten aber von der Bürgerstiftung ein kleines Dankeschön. "Das kann zum Beispiel eine Pauschale oder auch ein Fest für alle Helfer sein", überlegt Doris Elfert.

Bei einem ersten Treffen können Senioren und "gute Nachbarn" sich in Ruhe kennen lernen. Stimmt die Chemie zwischen ihnen, gibt es eine schriftliche Vereinbarung. Diese ist nötig, um für die Ehrenamtlichen unter anderem den Versicherungsschutz über die Ehrenamtsagentur zu gewährleisten.

Bislang vermittelte die Ehrenamtsagentur Freiwillige hauptsächlich an soziale Organisationen. Mit der Nachbarschaftshilfe tritt sie nun auch an Privatpersonen heran. Ermöglicht wird das Pilotprojekt in Weimar West durch den Preis der Herbert-Quant-Stiftung im Ideenwettbewerb "Brücken bauen zwischen sozialen Milieus" und durch finanzielle Unterstützung der Wohnstätte sowie der Sparkassenstiftung Weimar-Weimarer Land. Sobald weitere Finanztöpfe gefunden sind, soll sie in einem dreijährigen Modell auf ganz Weimar ausgeweitet werden.

Für die Seniorenbegleitung sucht die Bürgerstiftung gute Zuhörer, die Geduld und Zeit mitbringen und die auch bereit sind, an den nötigen Fortbildungen teilzunehmen. Wer sich in der Betreuung engagieren will oder selbst etwas Hilfe oder Gesellschaft braucht, der kann sich unter (0174) 1428259 an Doris Elfert werden.

Die Bürgerstiftung bietet am 13. Dezember ab 17 Uhr eine Informationsveranstaltung an.